Alpenwanderungen
Bergell
| Jahr | Bezeichnung der Tour | Touren-Verlauf | 
|---|---|---|
| 2002 | Bergell I | 
          Vicosoprano (Pranzaira) - Albigna-Hütte - Pass Cacciabella Süd - Sciora-Hütte - Sasc-Furä-Hütte - Bondasca-Tal - Soglio - Sentiero Panoramico - Vicosoprano  | 
        
        Achtung, diese Tour ist derzeit nicht möglich!
         Aufgrund eines 
         Bergsturzes im Sommer 2017 ist das gesamte Val Bondasca auf unbestimmte
         Zeit gesperrt. Zwar ist die Sasc-Furä-Hütte wieder über einen neuen, offiziellen
         Wanderweg ab Bondo via Cugian - Trubinasca erreichbar, aber die
         Sciora-Hütte und alle weiteren Wanderwege im Val Bondasca bleiben
         geschlossen.
       
Allgemeines zur Tour:
Das Bergeller Tal (Val Bregaglia) liegt südlich vom Oberengadin
        in Graubünden in der Schweiz. Den Reiz dieser Wandertour macht zum Großteil der Gegensatz
        zwischen dem fast schon südländischen Flair im Tal und dem hochalpinen Szenario auf den
        Bergeller Bergen aus. Edelkastanienwälder und Gletscher - hier gibt es beides. Die Berge
        gehören mit ihren Türmen und Nadeln aus Granit auch zu den schönsten, die die Alpen zu bieten
        haben.
        Das Tal gehört übrigens schon zum italienischsprachigen Teil Graubündens. Aber keine Angst,
        die meisten Bewohner sprechen auch deutsch.
        
        Bezahlen kann man auf allen Hütten auch mit dem Euro, so dass man sich den Umtausch sparen
        kann. Für Soglio sollte man sicherheitshalber eine Kreditkarte mitnehmen. (Mit deutschen
        ec-Karten gibt es komischerweise in der Schweiz öfters Probleme als in anderen europäischen
        Ländern.)
        Der Knackpunkt dieser Tour ist der Abstieg vom Cacciabella-Pass. Wenn man von oben
        herunterblickt, kann man schon ein etwas mulmiges Gefühl bekommen. Es geht steil herunter.
        Die angebrachten Fixseile sind nicht wie bei manchen anderen Wegen mehr zur Beruhigung der
        Psyche da, sondern werden beim Abklettern wirklich gebraucht. (Siehe Foto!) Deshalb sollte
        die Wanderung nur im Spätsommer bei guten Wetterverhältnissen unternommen werden! Wenn in
        den Rinnen noch Schneereste liegen oder der Fels noch glatt ist, rate ich von einer Begehung
        dringend ab! (Schon beim Aufstieg zum von Stausee zum Pass ist die Überquerung der dort
        vorhandenen abschüssigen Platten dann sicherlich unangenehm bis gefährlich.) - Andererseits
        ist es aber so, dass man kein Kletterer sein muss, um vom Pass herunter zu kommen. Mit Hilfe
        der Seile und bei guten Bedingungen geht es, aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
        sind Voraussetzung!
       
Nachträgliche Anmerkung: Im Sommer 2006 wurde der Abstieg vom Cacciabella-Pass mit vielen Ketten, Trittbügeln und Leitern vollkommen neu neu angelegt und dadurch ein wenig entschärft. Leicht ist er deshalb allerdings sicherlich immer noch nicht! Eine Beschreibung und Fotos des Übergangs, welche eine Schwierigkeitseinschätzung erlauben, finden sich hier bei hikr.org.
        Eine Alternative zur Abschwächung der Schwierigkeit wäre noch, die Tour andersherum zu
        gehen. Dann hat man die Stelle im Aufstieg, was ja bekanntlich etwas leichter ist. Aber die
        Etappen müssten dann sicherlich etwas umgeplant werden - vielleicht mit einer zusätzlichen
        Übernachtung in der Sasc-Furä-Hütte.
        Wer noch mehr Zeit hat, kann die vorgeschlagene Tour auch noch leicht um einen weiteren Tag
        ausdehnen: Gestartet wird dann in Maloja. Von dort geht man am Anreisetag zur
        Forno-Hütte. Am nächsten Tag quert man den Forno-Gletscher und geht über den
        Casnile-Pass (2941 m) zur Albigna-Hütte. (Die gesamte Tour ist auch als
        Sentiero Alpino Bregaglia bekannt.)
        Bitte beachtet auch die allgemeinen Hinweise zu den Touren, z. B. dass die
        angegebenen Gehzeiten als reine Laufzeiten für erwachsene Wanderer (ohne Pausen) angegeben sind!
       
Karten:
Die Kompass-Karte 92 (Chiavenna - Val Bregaglia) im Maßstab 1:50000
        genügt den allgemeinen Anforderungen, da die Wege ausreichend gut markiert sind.
        Vom Schweizer Verlag Kümmerly+Frey gibt es die Karte Oberengadin im
        Maßstab 1:60000, auf der das Bergell auch mit drauf ist. Qualitätsmäßig machen die
        Kümmerly+Frey-Karten einen noch besseren Eindruck, sind dafür aber fast doppelt so teuer wie die
        Kompass-Karten. Auf dieser Karte soll es jetzt im Gegensatz zu früheren Ausgaben auch
        Zusatzinformationen zu Unterkünften usw. geben. (Habe sie aber selbst noch nicht gesehen,
        deshalb Angabe ohne Garantie!)
       
Nützliche Links:
- Albigna-Hütte
 - Sciora-Hütte
 - Sasc-Furä-Hütte
 - Weitere Verweise unter Tipps und Links
 
1. Tag: Vicosoprano - Albigna-Hütte
Gehzeit: ca. 3,5 h
        
        Anreise am besten über den Maloja-Pass. Wir lassen das Auto in
        Pranzaira, ca. 2 km vor Vicosoprano, stehen. Hier befindet sich die
        Talstation der Seilbahn auf ca. 1200 m Höhe. Sollten wir mit der Zeit schon ziemlich knapp dran
        sein, kann man diese auch zur Auffahrt zum Albigna-Stausee benutzen. Dadurch
        verkürzt sich die Zeit für den Aufstieg zur Hütte auf ca. 45 min.
        Wir sind aber zum Wandern hergekommen und steigen also ohne Hilfe zum Stausee (2163 m) auf.
        An der Staumauer links vorbei weiter zur Albignahütte auf 2336 m. (Capanna
        da l'Albigna, SAC)
       
2. Tag: Albigna-Hütte - Sciora-Hütte
       
        Gehzeit: ca. 5 h
        Von der Hütte abwärts zum Stausee, über die Staumauer auf die Westseite und dort entlang
        über felsdurchsetzte Rasenhänge und später über Geröll zum Pass Cacciabella
        Süd (2895 m). Beim letzten Stück des Aufstiegs und noch mehr beim nun folgenden
        Abstieg müssen auch die Hände fleißig mithelfen. Die Draht- und Seilsicherungen sind hier
        nicht fehl am Platz.
        Nun abwärts bis zur Sciora-Hütte in 2118 m Höhe. (Capanna di Sciora,
        SAC) Von oben gesehen denkt man, sie liegt ziemlich reizlos in einem Trümmergelände. Ist man
        aber bei der Hütte angekommen, bemerkt man die herrliche Lage: umgeben von den malerischen
        Bergriesen der Sciora- und Bondasca-Gruppe, zu Füßen das Bondasca-Tal.
        Die Passtour wurde übrigens als Erlebnispfad gestaltet. Der Pfad beginnt neben der
        Albigna-Hütte mit dem singenden Klangstein und endet bei der Sciora-Hütte vor einem
        ausgehöhlten Felsloch, das die eigene Stimme vielfach verstärkt. Unterwegs erfährt man im
        spielerischen Umgang mit der Natur Erstaunliches über Pflanzen, Gesteinsformationen,
        Wetterphänomene und Tiere.
       
3. Tag: Sciora-Hütte - Soglio
Gehzeit: ca. 5 h
        Von der Hütte geht es über Moränenrücken und Ausläufer des Cengalo-Gletschers - eine
        wirklich beeindruckende Felswildnis unterhalb des Piz Badile.
        
        Um auf den Viale (Viäl, 2250 m), dem Ausläufer der bekannten
        Piz-Badile-Nordkante zu kommen, muss man noch einmal die Hände und die angebrachten
        Sicherungen zu Hilfe nehmen. Von dort geht es abwärts zur Sasc Furä-Hütte
        (Capanna Sasc Furä, rätoromanisch Chamanna Sasc Furä,SAC), welche in 1904 m
        Höhe wieder ein anderes prachtvolles Panorama bietet. Dann weiter erst steil hinunter zur
        Alp Laret (1377 m) und dann weniger steil auf einem Fahrweg durch das
        Bondasca-Tal.
        Wir haben dann einen Wanderweg genommen, welcher Bondo und Promontogno links
        liegen lässt und uns zur Kirche Notta Donna führt. Auf ca. 840 m Höhe wird die
        Maira überquert. Über Caccior führt dann ein schön angelegter Wanderweg
        aufwärts zu unserem Tagesziel nach Soglio in 1090 m Höhe, welches sicherlich
        zu den schönsten Bergdörfern der Welt zählt. Hier sucht man sich ein Quartier.
       
       4. Tag: Soglio - Vicosoprano
Gehzeit: ca. 3 h
        Dieser Tag bringt einen traumhaften Abschluss der Tour: Über den Sentiero
        Panoramico geht es ohne schwere An- und Abstiege auf der rechten Talseite bis nach
        Vicosoprano. Der Weg trägt seinen Namen nicht zu unrecht - immer wieder
        schaut man unwillkürlich auf das herrliche Panorama der Bergeller Berge auf der
        gegenüberliegenden Talseite.
        In Vicosoprano bewundern wir die schönen Häuser und bringen dann noch die letzten 150
        Höhenmeter bis zur Pranzaira-Seilbahn hinter uns. Ein Wochenende in wunderschöner Landschaft
        geht dann leider zu Ende.
       
Kurzbericht von der Tour 2002
Eigentlich war die Männertour für das erste Septemberwochenende geplant, aber dann sagte
        einer nach dem anderen ab. So entschlossen sich dann Clemens und ich, vom 20.-23.09.2002
        in die Berge zu fahren. Kurz zuvor sagte dann Johannes noch zu, dass er auch mitkommt.
        Der Wetterbericht kündigte im Norden der Alpen wieder viel Regen und Schnee an. Also
        suchten wir eine Tour weiter im Süden heraus und entschieden uns für das Bergell.
        Die Entscheidung war richtig: Auf dem gesamten Hinweg regnete es, erst im Oberengadin
        ließ der Regen nach. Wir hatten dann auf der gesamten Tour schönes Wetter (außer ein klein
        wenig Nieselregen beim Aufstieg).
        Auf den Hütten war es ziemlich leer, da sie in der darauffolgenden Woche schließen wollten.
        Die Sasc-Furä-Hütte, welche am 3. Tag am Weg liegt, hatte auch schon geschlossen.
        Aber wir hätten sie sowieso nur zu einer kurzen Einkehr benutzt.
        In Soglio muss man sich nach der Ankunft als erstes eine Unterkunft suchen. Wir haben
        in dem kleinen separaten Gästehaus übernachtet, welches zum Albergo Ristorante Stüa
        granda gehört. Es befindet sich nicht direkt bei dem Restaurant, man bekommt dort aber
        die Schlüssel und wird hingeführt. Es ist sehr gemütlich und für schweizer Verhältnisse
        preiswert.
        Am Montag genossen wir dann nach dem schönen Sentiero Panoramico und der Rückkehr
        zum Auto die recht schöne Autofahrt durch die Schweiz - über den Maloja- und
        Julierpass, durch Lenzerheide und das Rheintal.
       
In memoriam: Johannes Kadura
        
        Trauriger Nachtrag: Zusammen fuhren wir am 23. September 2002 aus dem Bergell heim zu uns
        nach Marbach und dann Clemens und Hannes jeder zu sich nach Hause. Am nächsten Tag kam ein
        Anruf, dass Hannes bei der Heimfahrt kurz vor Dresden mit dem Auto tödlich verunglückt ist.
        Wir konnten es nicht richtig fassen: Gerade hatten wir zusammen ein so wunderschönes
        Wochenende erlebt und nun das? Er hatte doch noch so viel vor. Gerade jetzt, wo er rundum
        zufrieden schien. Gerade nach so einem Wochenende. Unbegreiflich.
        Aber in einer solchen Situation zeigt sich, ob die christliche Überzeugung, dass das nicht
        das Ende ist, etwas taugt. Trotz der Trauer.
        Wir werden ihn jedenfalls in sehr guter Erinnerung behalten. Ich bin sehr dankbar dafür,
        dass ich diese schöne Wanderung im Bergell mit ihm machen konnte. Er ist uns nur
        vorausgegangen - wie in dem nebenstehenden Bild.
       
Tour-Bericht von Claudia Schneidereit
Im Herbst 2004 bekam ich per E-Mail einen Bericht von Claudia Schneidereit aus
        Schleiden-Ettelscheid (Eifel) zugeschickt. Sie schildert darin ausführlich ihre Eindrücke von
        der Tour, die sie im Sommer 2004 mit ihrer Schwester gegangen ist. Ich erhielt die Erlaubnis,
        den Bericht auf unserer Homepage online zu stellen. Hier der
        Link zu diesem
         Bericht.
        Viel Spaß beim Lesen!