Alpenwanderungen
Lechtaler Alpen III
Jahr | Bezeichnung der Tour | Touren-Verlauf |
---|---|---|
2024 | Lechtaler Alpen III |
Schnann - Fritzhütte - Ansbacher Hütte - Grießlscharte - Parseiertal - Memminger Hütte - Patrolscharte - Gatschkopf - Augsburger Hütte - Grins - Pians |
Allgemeines zur Tour:
Auf in den höchsten Teil der Lechtaler Alpen! Wir steigen wegen der
Schwierigkeit zwar nicht auf den höchsten Berg, die Parseierspitze (3036 m),
aber umrunden ihn quasi. Und der Nachbargipfel Gatschkopf, den wir überschreiten,
kratzt mit seinen 2945 m Höhe ja auch schon an der 3000er-Grenze. Eine tolle Sicht auf
die benachbarten Berggruppen ist bei entsprechenden Wetter also garantiert.
Auch den legendären Augsburger Höhenweg lassen wir rechts liegen, weil der noch
anspruchsvoller ist. Aber der vorgeschlagene Weg bietet ebenfalls sehr viel.
Eine Anmerkung vorweg: Vieles von dieser Tour habe ich nur aus anderen Beschreibungen
zusammengetragen. Der Grund: Als wir im Juli 2024 die Runde laufen wollten, lag stellenweise
noch so viel Schnee, dass wir in ernsthafte Schwierigkeiten kamen. Wir konnten deshalb nur
einen kleinen Teil der Runde wie geplant laufen und mussten dann unsere Route stark abändern.
Mehr dazu könnt ihr weiter unten in unserem Tourbericht lesen.
Trotzdem möchte ich euch die Runde so vorschlagen, wie wir sie ursprünglich geplant hatten.
Über die Schönheit der Lechtaler Alpen habe ich ja schon einiges in den
Tourbeschreibungen Lechtaler Alpen I und
Lechtaler Alpen II geschrieben. Das trifft natürlich auch
auf diese Runde zu. Aber auch die Schwierigkeiten, die uns hier erwarten. Die Wege sind meist
steil und knackig, es handelt sich um hochalpine Übergänge. Tückisch sind auch hier wieder die
steilen Rinnen, die man durchqueren muss. Deshalb unbedingt zusehen, dass ihr die Runde erst im
Spätsommer lauft, damit diese nicht mehr mit brüchigen Schneebrücken verstellt sind und
besonders die Nordseite der Patrolscharte schneefrei ist! Alpine Erfahrung, Trittsicherheit
und Schwindelfreiheit sind bei dieser Tour unbedingte Voraussetzung. Und erkundigt euch bitte
selbst noch einmal über die Schwierigkeiten, da ich sie nicht aus eigener Anschauung beurteilen
kann!
Zu den 3 Hütten kann ich auch aus genanntem Grund nicht allzuviel sagen. Die Ansbacher
Hütte besticht durch die herrliche Aussicht auf das Stanzertal. Die Memminger
Hütte ist durch ihre Lage am E5 (Oberstdorf-Meran) fast immer ausgebucht. Eine
wirklich zeitige Buchung ist also sehr zu empfehlen. Und auch die Augsburger Hütte
scheint durch ihre Lage auf einer Kanzel über dem Tal eine herrliche Aussicht zu bieten.
Die Route startet in Schnann und beginnt gleich mit einem ersten Höhepunkt, der
Schnanner Klamm. Am letzten Tag steigen wir von der Augsburger Hütte nach
Grins ab. Da dort nur wenige Busse verkehren, sollte man gleich weiter nach
Pians herunterzusteigen.
Recht gut kann man zu dieser Tour auch mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.
Fernverkehrszüge halten an den Bahnhöfen Landeck-Zams und/oder St. Anton am
Arlberg. Die gut frequentierte Buslinie durch das Stanzertal, die diese beiden
Bahnhöfe verbindet, führt sowohl durch Pians als auch durch Schnann.
Und wie immer: Beachtet bitte auch die allgemeinen Hinweise zu den
Touren, z. B. dass die angegebenen Gehzeiten als reine Laufzeiten für erwachsene
Wanderer (ohne Pausen) angegeben sind! Empfohlen sei natürlich auch unser
Fotoalbum dieser Tour.
Lizenzhinweis Foto Memminger Hütte:
Vince51,
Memminger Hütte,
CC BY-SA 3.0

Karten:
Unser Wandergebiet ist auf folgenden Karten enthalten:
- Kompass Wanderkarte 24
Lechtaler Alpen, Hornbachkette
Maßstab 1:50 000, ISBN: 9783990442807 - Freytag&Berndt-Karte WK 351
Lechtaler Alpen - Allgäuer Alpen
Maßstab 1:50 000, ISBN: 9783850847582
Nützliche Links:
- Ansbacher Hütte
- Memminger Hütte
- Augsburger Hütte
- Lechtaler Höhenweg
- Weitere Verweise unter Tipps und Links

1. Tag: Schnann - Ansbacher Hütte
Gehzeit: ca. 3,5 h
Im Schnann (1180 m) sucht man sich einen Parkplatz und geht dann am
Schnanner Bach entlang aufwärts zur Schnanner Klamm. Die kurze,
aber beeindruckende Schlucht wird auf Gitterrosten begangen. Weiter hinauf, über eine kleine
Brücke, geht es bis zur einer Staumauer. Danach durch einen Tunnel und dann durch ein Seitental
rechts hinauf zur Fritzhütte (1720 m).
Ab der Hütte geht es auf dem Weg 633 über Bergwiesen steil hinauf zur sehr schön gelegenen
Ansbacher Hütte (2376 m, DAV).
2. Tag: Ansbacher Hütte - Memminger Hütte
Gehzeit: ca. 5,5 h
Ab der Ansbacher Hütte gehen wir immer am Hang entlang und erreichen als erstes die
Kopfscharte (2484 m). Weiter dann über Geröll und Schutt zum Winterjöchl
(2528 m) und hinauf zur Grießlscharte (2632 m), dem höchsten Punkt
unserer heutigen Tagesetappe.
Von dort führt der Weg seilversichert in leichter Kletterei einen Kamin hinunter in das
Langkar. Dort dann weiter abwärts zuerst in Felsgelände, später im Gras weit hinunter
bis in das Parseiertal. Weiter unten an die Markierung halten, da 2024 der
Weg weiter nach Norden verlegt wurde!
Nach dem Überschreiten des Parseierbachs in ca. 1650 m Höhe geht es auf der
anderen Talseite in kurzen Serpentinen wieder steil bergauf. Über Wiesen erreicht man die
Memminger Hütte (2242 m, DAV).
3. Tag: Memminger Hütte - Augsburger Hütte
Gehzeit: ca. 5 h
Der Steig von der Memminger zur Augsburger Hütte wird
Spiehlerweg genannt. Er führt von der Hütte zunächst auf einfachem Steig an
den 3 Seewiseen vorbei in die Wegscharte (2585 m). Dann steigen wir,
teilweise drahtseilgesichert in steilem Felsgelände etwa 100 Höhenmeter hinunter.
Anschließend auf dem markiertem Steig im Bogen nach Südwesten Richtung Mittelrücken,
der über das ebenfalls stellenweise seilversicherte Parseierjoch (2560 m)
überschritten wird.
Weiter geht es über die Reste des Patrolferners, dann folgt der schwierigste Teil der
Tour - der Aufstieg in die Patrolscharte (2845 m): Durch steiles
Schrofengelände, teils steinschlaggefährdet, lange Passagen seilversichert und oft noch vereist
oder schneebedeckt.
Von der Scharte geht es auf gutem Steig in kurzer Zeit auf den Gatschkopf. Mit
2945 m ist er der höchste Punkt unserer Tour und bietet dementsprechend eine tolle Aussicht.
Anschließend muss man noch knapp 700 Höhenmeter durch die Südflanke des Gatschkopfes
in felsigem Gelände absteigen, bis man dann endlich das Tagesziel erreicht, die Augsburger
Hütte (2289 m, DAV).
Lizenzhinweis Foto Patrolscharte:
Svickova,
Parseierspitz-Patrolscharte,
gemeinfrei
4. Tag: Augsburger Hütte - Pians

Gehzeit: ca. 2,5 h
Von der Hütte geht es jetzt reichlich 1400 Höhenmeter bergab. Anfangs erst ein Stück nach
Westen, ehe es dann in südlicher Richtung steiler bergab geht. An der Quelle bei der
Muesmannsruhe vorbei, dann am Gasillbach hinunter, der weiter unten überquert
wird. Anschließend in Kehren abwärts durch Latschen, später weniger steil durch Weidegelände,
erreicht man dann irgendwann Grins (1006 m).
Da hier nur wenige Busse fahren, gehen wir durch den Ort und steigen noch 150 Höhenmeter
weiter ab nach Pians (856 m). Direkt an der B 171 liegt die
Bushaltestelle Pians Dorf, von der wir dann zurück nach Schnann
fahren.

Mögliche Variationen der Tour:
Wie so oft kann man die Runde natürlich auch in entgegengesetzter Richtung gehen. Ein Nachteil
ist, dass man am ersten Tag noch mehr Höhenmeter aufsteigen muss, ein anderer, dass man die
schwierigsten Stellen auf dem Spiehlerweg dann im Abstieg gehen muss. Ansonsten
spricht nichts dagegen.
Eine Alternative für den Aufstieg zur Ansbacher Hütte ist der Weg über das
Alperschon-Joch (2303 m) und das Flarsch-Joch (2464 m) anstatt über
die Fritzhütte (Gehzeit 4 h). Und Gipfelstürmer mit entsprechender Kondition können
auf diesem Weg auch die aussichtsreiche Samspitze (2624m) noch "mitnehmen". Aber auch
von der Hütte aus lohnt sich ein Aufstieg auf den Gipfel in einer 3/4 h.
Hat man hingegen am ersten Tag etwas weniger Zeit, kann man den Aufstieg zur Ansbacher
Hütte (2376 m) auch in Flirsch (1157 m) beginnen. Von dort benötigt man
ca. 3 h.
Auf dem Weg zur Memminger Hütte hat man kaum Variationsmöglichkeiten, aber man kann
nach der Ankunft noch in 20 min den Seekogel (2412 m) besteigen.
Am 3. Tag kann man nach Erklimmen der Patrolscharte den Gatschkopf auslassen
und direkt durch die Gasillschlucht zur Augsburger Hütte absteigen. Man spart
dadurch ein paar Höhenmeter.
Andererseits können Konditionsstarke mit entsprechender alpiner Erfahrung von der
Patrolscharte aus auch erst noch die Parseierspitze besteigen - mit 3036 m
der höchste Berg der Lechtaler Alpen. Die Kletterschwierigkeiken liegen im II.
Grad. Und wer das schafft, der kann die Tour auch noch um 1 Tag verlängern, indem er am
nächsten Tag von der Augsburger Hütte über den Augsburger Höhenweg zur
Ansbacher Hütte zurück geht und von dort am letzten Tag wieder nach Schnann
absteigt.
Sollte der Spiehlerweg nicht begehbar sein, wäre eine Alternative, von der
Memminger Hütte in 4,5 h zum Württemberger Haus zu laufen und am nächsten
Tag durch das Zammer Loch nach Zams abzusteigen.

Bericht von der "Männertour" 2024

Als Termin für die "Männertour" dieses Jahres hatte sich das verlängerte Wochenende
12.-15.07.2024 gefunden. Die Hütten wurden schon zum Frühlingsbeginn reserviert. Und der
Wetterbericht für die Tage sah auch gar nicht so schlecht aus. Eigentlich hätte es dann
eine super Tour werden können, aber es kam anders...
Im Vorfeld bekam ich mit, dass die Patrolscharte wegen zu viel Schnee noch nicht
begehbar wäre. Sollte sich das an der Memminger Hütte als korrekt erweisen, würden
wir halt von dort nach Zams absteigen. Auf die Idee, mich nach der Begehbarkeit des
Übergangs von der Ansbacher zur Memminger Hütte zu erkundigen, bin ich
irgendwie nicht gekommen. Das sollte sich dann noch rächen.
Am Freitag Morgen fuhren also Rocco, Jörg, Clemens und ich (Norbert) los. Da für den
Nachmittag Gewitter angesagt waren, starteten wir in Flirsch anstatt in
Schnann, weil der Aufstieg zur Ansbacher Hütte 1/2 h kürzer ist. Die
angesagten Unwetter gingen aber schon auf der Anreise und dann erst wieder in der Nacht
nieder, aber bei unserem Aufstieg blieb es trocken. Zwar steile 1200 Höhenmeter Aufstieg,
aber wunderschöne Blumenwiesen. Klasse Auftakt.
Weniger klasse war dann der Tag 2: Schon zwischen Kopfscharte, Winterjöchl
und Grießlscharte mussten wir beim Queren von Schneefeldern die Grödel benutzen.
Dann sahen wir, dass die Drahtseilsicherungen beim Abstieg in das Langkar von einer
dicken Schneeschicht bedeckt war. Zum Glück hatte jemand ein Kletterseil angebracht, so dass
man an diesem den steilsten Abschnitt über das Schneefeld hinabklettern konnte. Trotz der
Grödeln war das nicht ungefährlich, wie ein Sturz von Rocco mit 30 m Rutschpartie
zeigte.
Unten im Parseiertal angekommen, gab es die nächste Überraschung: Die Brücke war
weggeschwemmt und die Querung des von der Schneeschmelze reißenden Parseierbachs
war schwierig. Mit weiterem Zeitverlust haben wir bachaufwärts eine Stelle gefunden.
Jetzt dachten wir, die Schwierigkeiten wären überstanden. An der anderen Talseite ging es
wieder aufwärts. Schluss war dann an einem steilen Tobel. In diesem Steilgelände ware ein
ebenfalls reißender Bach zu überqueren. Der Einschnitt war allerdings von Schneebrücke
bedeckt, die schon teilweise eingebrochen war. Die hätte uns nicht mehr getragen und eine
Umgehung war nicht möglich. Da war guter Rat teuer. Weitergehen lebensgefählich, Rückweg zur
Ansbacher Hütte auch lang, mit vielen Höhenmetern und gefährlich. Am
Parseierbach sollte aber ein Weg ins Tal gehen, aber der quert 3x den Bach.
Trotzdem versuchten wir das.
Natürlich waren auch diese Brücken weggeschwemmt. Abenteuerlich und nicht ungefährlich
stiegen wir auf der linken (falschen) Bachseite abwärts - in der Hoffnung, irgendwo doch zu
dem Weg auf der anderen Bachseite zu gelangen. Nach 1,5 h Abstieg hatten wir riesiges
Glück: Eine große Schneebrücke überspannte den Bach, über diese konnte man gehen. Jetzt hatten
wir nur noch 5 h Abstieg in das Lechtal nach Bach vor uns.
Die nächste Sorge: Finden wir in Bach noch eine Unterkunft, wenn wir da gegen
22 Uhr ankommen? Wir hatten Glück: Erst nahm ein Jäger Jörg und mich auf den letzten
Kilometern des Talhatschers im Auto mit und dann fanden wir gleich im ersten Hotel, dem
Gasthof Post, noch 2 freie Zimmer. Damit nicht genug, der Wirt holte auch noch
Rocco und Clemens mit dem Auto ab und auch Abendessen bekamen wir. Nicht selbstverständlich,
danke! So ist doch noch alles gut gegangen.
Dann kamen die Überlegungen, wie wir weitermachen. Es gab keine Chance, von Bach
zur Augsburger Hütte zu kommen, wo wir für die nächsten Nacht reserviert hatten.
Aber wir mussten ja am Montag wieder zurück zum Auto in Flirsch im
Stanzertal, also auf der anderen Seite der Lechtaler Alpen, kommen. Die
Lösung war: Wir fuhren am Sonntag mit dem Bus nach Kaisers und stiegen dann bei
"Kaiserwetter" zum Kaiserjochhaus auf. (Dieses kanten wir ja schon von unseren
Touren im Jahr 2018 und
2001.) Dieser wunderschöne Tag ließ die Gefahren des Vortages vergessen. Nach Ankunft
und einem erstem Radler gab es dann noch ein Abstecher auf den Hausberg der Hütte, den
Grießkopf (2581 m). Und einen netten Hüttenabend. Zusätzlich erwähnenswert: Vor
der Hütte stand ein Schild: "Zurzeit sind alle Höhenwege nicht begehbar! (Abrutschgefahr,
Lawinen, Steinschlag)" Das können wir nur bestätigen.
Schönes Wetter begleitete uns dann auch am nächsten Morgen bei dem Abstieg vom
Kaiserjochhaus nach Pettneu. Von dort ging es mit dem Bus zurück nach
Flirsch und mit dem Auto heim.
Fazit der Tour: Unser Fehler, dass wir uns vor der Tour nicht über die Verhältnisse
informiert haben. Ich habe Mitte Juli einfach nicht mehr damit gerechnet, aber es hatte im
Mai noch einmal sehr stark geschneit. An so einem Punkt, wo eigentlich jede Option sehr
gefährlich ist, habe ich vorher noch nie gestanden. Aber es ist ja zum Glück gut gegangen.
Ansonsten: Wunderschöne Berglandschaft, großartige Gegend!
Und noch ein Nachtrag: Im Herbst las ich in der DAV-Zeitschrift Panorama, dass der Weg aus
dem Parseiertal zur Memminger Hütte verlegt wurde. Er führt jetzt weiter
nördlich aufwärts und umgeht so den steilen Tobel, der unseren Aufstieg beendet hat. Wäre
das schon 1-2 Monate eher passiert, wären wir zumindest bis zur Memminger Hütte
gekommen. Aber ich will nicht klagen, ist ja letztlich gut gegangen!
Zum Fotoalbum der Lechtaler-Tour 2024